Willkommen bei dem Fähnlein der Filii Coloniae!

Wir sind eine Mittelaltergruppe aus Köln, die 2003 aus dem Verein Sverteflis hervorgegangen ist, mit dem wir immer noch freundschaftlich verbunden sind. Unsere Darstellung umfasst den historischen Bereich des späten 15. Jahrhunderts, sowie den Beginn des 16. Jahrhunderts (ungefähr zwischen 1490 und 1520). Kurz, wir sind Lanzknechte in ihren besten Jahren! Alle Mitglieder verbindet das Interesse an der Darstellung mittelalterlichen Lebens - so gut dies heute noch darstellbar ist.
Zu diesem Zweck besuchen wir verschiedene "Heerlager" auf Burgen in und um NRW.
Bei aller historischer Präzision, die wünschenswert ist, soll aber der Spaß an der ganzen Sache nicht leiden. Niemand von uns schaut nun auf die kleinsten Kleinigkeiten, weil dazu meist auch die finanziellen Möglichkeiten fehlen. Es ist einfach eine wunderbare Freizeitbeschäftigung mit anderen, die sich für das Thema Mittelalter interessieren. Entscheidend ist, daß man sich untereinander gut versteht.

Spieß voran - drauf und dran!

Am Ende des 15. Jahrhunderts kam es in Europa zu tiefgreifenden Veränderungen im Militärwesen. Eine neue Art des Kämpfens etablierte sich auf den Schlachtfeldern Europas und trat ihren Siegeszug in den Burgunderkriegen an. Karl der Kühne, der zu dieser Zeit über eines der bestausgerüsteten Heere verfügte, musste 1476 in der Schlacht Grandson eine schwere Niederlage gegen das Heer Schweizer Eidgenossen hinnehmen, doch er stellte ein neues Heer auf und versuchte es noch einmal. Auch dieses Mal verließ ihn das Kriegsglück. Bei Murten verlor er über 10.000 Mann und war damit geschlagen - der Friede folgte kurz darauf.
Verantwortlich für die Niederlagen Karls war vor allem eine neue Taktik. Die Schweizer Reisläufer, bewaffnet mit Langspießen, bildeten massive Wälle aus Speeren, die von der schweren Infanterie und Kavallerie Karls nicht durchbrochen werden konnten. Die so genannten Gewalthaufen griffen ihre Feinde an, bevor diese die Möglichkeit hatten, ihre Reihen zu ordnen. Ihre Langspieße, welche teilweise bis zu 6m lang waren, stachen ununterbrochen auf die Gegner ein. Wurde dennoch die Formation durchbrochen, also eine Gasse geschlagen, nahmen die Reisläufer ihre kurzen Schwerter, Äxte und andere Kurzwaffen und versuchten, den Feind aus ihren Reihen zu drängen. In Kombination mit Arkebusen, Hellebarden und Armbrust- oder Bogenschützen bildeten die Langspieße die Waffe, die ihre Zeit verändern sollte.
Nach den Burgunderkriegen entstanden überall in Europa Spießereinheiten, die unterschiedliche Bezeichnungen erhielten, je nach Region. In großen Teilen der deutschen Fürstentümer bekamen sie den Namen "Lanzknechte", ein Name, der durch den 30-jährigen Krieg in aller Munde war. Es begann eine Blütezeit für diese kämpfenden Einheiten, die im 17. Jahrhundert mit den Schrecken des Krieges von 1618-1648 abrupt endete.
Nicht nur für die Entwicklung der weiteren Waffen hatte dies massive Auswirkungen, auch für die Heeresorganisation. Die neuen Taktiken und Formationen machten eine verbesserte Disziplin und eine verbesserte Befehlsstruktur notwendig.

Und hier setzen die Filii Coloniae an:

Die Gruppe "Filii Coloniae" stellt ein Fähnlein dar. Ein Fähnlein war die kleinste militärische Verwaltungseinheit des Spätmittelalters, die über einen eigenen Stab verfügte. Normalerweise umfasste es ca. 400-600 Lanzknechte - je nach Rekrutierungsmöglichkeiten. An der Spitze stand ein Hauptmann (auch Kapitän genannt). Er verfügte über einen Stab aus Offizieren und Unteroffizieren sowie besonderem Personal wie ein Feldgeistlicher, ein Koch, ein Feldscher (Arzt), ein Dolmetscher und privatem Personal. Im Zentrum einer solchen Einheit befindet sich die Fahne, ein wichtiges Symbol der Einheit und erster Orientierungspunkt in der Schlacht. Die Person des Fähnrichs war daher ein äußerst geachteter Posten.
Bei den Filii Coloniae handelt es sich um ein Fähnlein im Rekrutierungszustand, d.h. der Hauptmann hat gerade begonnen, den Rahmen der Prima Plana (das erste Blatt) aufzustellen. Erst, wenn dieses erste Blatt der Musterungsliste aufgestellt worden ist, beginnt die Musterung der eigentlichen Mannschaften. Die Order zur Aufstellung solcher Einheiten kam von Kriegsunternehmern, die sich an erfahrene Offiziere wandten und ihnen bei der Auswahl der Offiziere und Mannschaften freie Hand ließen. Vorgeschrieben wurde normalerweise die Größe der Einheiten und der so genannte Artikelbrief, eine Art Verhaltenskodex auf den die Mannschaften vereidigt wurden.
Die Anwerbung der Mannschaften fand in zwei Stufen statt. Zunächst wurde im wahrsten Sinne des Wortes in Dörfern die Trommel gerührt, um Aufmerksamkeit zu erregen. Fanden sich Rekruten ein, die bereits eigene Waffen besitzen mussten, bekamen sie ein Reisegeld und machten sich auf den Weg ins eigentliche Heerlager, meistens einen Tagesmarsch von der Ortschaft entfernt. Dort begann die eigentliche Musterung durch den Zeugwebel und den Feldwebel. Als letztes trat das neue Mitglied des Fähnleins unter das Joch, ein auf Drei Piken gebildetes Tor und ließ sich vereidigen.
Neben dem militärischen Bereich wurde das Heer meisten von einem Tross aus Familien und Händlern begleitet. Wenn dies auch zunächst ungewöhnlich erscheinen mag, ist es wichtig zu bedenken, dass man als Lanzknecht für seine Ausrüstung selber aufkommen musste. Da es aber auf dem Marsch selten erlaubt war, das Lager zu verlassen, waren die Soldaten auf Vermittler zwischen ihnen und der Zivilbevölkerung angewiesen. So verdienten sich vor allem Frauen als Marketenderinnen ihr Geld, indem sie über die Dörfer tendelten und den Bauern Nahrung, Luxusgüter und notwendige Gebrauchsartikel wie Leder oder Stoff möglichst preiswert abkauften und zu geregelten Zeiten in den Heerlagern teurer verkauften. Für diesen Handel wiederum brauchten sie die Genehmigung der befehlshabenden Offiziere.
Die Organisation des Trosses war natürlich dem Militär unterstellt. Bestimmte Ränge waren für diese Organisation sowie die Rechtssprechung zuständig. Trossmeister und Hurenwebel hatten die Aufgabe zu verhindern, dass der Tross während der Vorbereitungen des Gefechts oder im Gefecht das Heer behinderten.

Was macht man auf so einem Lager?

Generell, was man will. Im Winter versuchen wir an Programmen zu arbeiten, genau wie an der Kleidung. Wer gerne möchte, kann Schwertkampf bei Sverteflis lernen und mit uns vor Publikum Duelle austragen. Genauso gerne gesehen sind aber alle anderen Fertigkeiten, wie z.B. sich als Heiler zu betätigen, oder, ähnlich wie bei einem Theaterstück, als Marktwache über das Gelände zu marschieren. Es gibt viele Möglichkeiten, die man mit anderen aus der Gruppe zusammen ausleben kann.
Außerdem soll im Winter an den Infos gearbeitet werden, d.h. die Allgemeinbildung soll sich ein bisschen verbessern, auch das aber nur mit viel Humor! Geschichte muß nicht langweilig sein!
Nun noch einmal zurück zum Thema Geld. Es ist ein leidiges Thema, spielt aber ja überall eine Rolle. Nichts ist umsonst, nicht einmal der Tod, der kostet aber wenigstens nur die Verwandtschaft etwas. Spaß beiseite. Wenn ihr Interesse habt, seid ihr herzlich Willkommen. Kosten fallen zunächst nicht so viele an, denn es liegt ganz allein bei euch, wer ihr sein wollt (die Kleidung eines besseren Kaufmann kostet natürlich mehr, als die eines einfachen Bauern). Mit einer simplen Mittelalterhose und einem Hemd liegt man bei 40-50 € maximal und hat damit schon alles für den Start. Zu Anfang könnt ihr Euch auch was bei anderen Mitgliedern leihen, wir pflegen ein sehr freundschaftliches Verhältnis zueinander. Später könnt ihr die Kleidung ja immer noch ausbauen, wie ihr wollt. Neben der Kleidung fallen nur noch Kosten auf den Lagern an, denn die Lebensmittel teilen wir durch alle. Da halten sich die Kosten aber durchschnittlich auch unter 20 €.
Also, es würde uns freuen, euch demnächst mal persönlich zu treffen und bei den Filii Coloniae und natürlich auch bei Sverteflis willkommen zu heißen. Solltet ihr weitere Infos benötigen, schickt einfach eine Email an Achim Weiland ().

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